Salier, Brücken, Fährmänner, die Monroe und Kaiser

(Gehört beim Schreiben: Bayern Classic. Weil Speyer doch einst die Hauptstadt des Bayrischen Rheinkreises war.)
Gespenstisch das Beitragsbild. Im Dämmerlicht gerade so von der Handy-Kamera noch erkennbar, die Salierbrücke in Speyer für die Sanierung gesperrt, nur für Shuttlebusse und Zweiräder befahrbar. Ja, das sieht sehr Retro aus. Seit Monaten schon wird gejammert. Sogar der SAP, drüben in Walldorf, wurde angetragen einen eigenen Shuttel-Betrieb für Mitarbeiter einzurichten. Passierte nicht, aber der Verkehrsverbund-Rhein-Neckar macht das schon.
Speyer ist ja durchaus auch anders erreichbar. Aber tagelang schon berichteten die Gazetten. Sogar in einer Mail des Historischen Museums der Pfalz in Speyer wurden mir Alternativen aufgezeigt. Auch auf der Website fehlt der Hinweis nicht, verlinkt auf die Site der Stadt Speyer.
Ich aber nahm die S-Bahn. Meine „Karte ab 60“ muss sich ja rentieren.
Schon lange wollte ich ins Museum, Kaiser Valetinian besuchen. Jetzt schien mir der rechte Augenblick zu sein, ein ruhiges Museum, samt Stadt zu erleben. So war es denn auch. Ich bloggte auf der Hauptseite bereits darüber.

Das Mädchen und der Kaiser Episode 1

Das Mädchen und der Kaiser Episode 2


Kurz: Mir hat’s gefallen.
Und siehe da für das Problem hatte bereits der Imperator eine Lösung und baute sogar ein Kastell und ein Burgus dafür, in der Ausstellung dokumentiert. So hängt immer alles mit allem zusammen.

Screenshot „Flug über das Oberrheintal“ aus der Ausstellung „Valtentinian I, und die Pfalz in der Spätantike“ / Historisches Museum Speyer.

In dieser Animation auch ein Ausschnitt zum „Burgus Mannheim-Neckarau“ und dem Kastell „Alta Ripa“. Das ist dort, wo ich per Fähre übersetze, wenn ich mit dem Rad nach Speyer unterwegs bin. Das geht natürlich auch mit dem Auto! Einfach die Fähre am Großkraftwerk Mannheim nach „Alta Ripa / Altrip“ benutzen und die B9 von Norden her erobern, linksrheinisch fahren. Hier zu den Maps. Könnte es sein, dass diese B9 eine Römerstraße ist, war? Würde mich nicht wundern.
Ich stellte fest, dass Historische Museen nicht so stark anstrengen, wie Kunstmuseen, gerade wenn sie in der Ausstellung erzählen. Das berühmte Crossmediale Storytelling, sie wissen schon. Von wegen hinterpfälzische Provinz!
Ich mache das jetzt auch mal, äh, oder so ähnlich. Der letzte Eintrag im Hauptblog endete so:

Kaffee trinken mit Marilyn. Ich mag das @hmpspeyer auch wegen des Cafe Forum. Groß, Licht, als ob man im Januar im Freien säße. #ValentinianSpeyer #marilynausstellungspeyer

Ich wollte noch nicht heim, also pilgerte ich noch durch die Sammlung. Die Highlights!
Z.B. Der Goldenen Hut von Schifferstadt.

Der Goldene Hut von Schifferstadt. Im Historisches Museum der Pfalz / Speyer Klick is Bild zur Wikipedia

In Schifferstadt fahre ich ja immer nur durch. Hhm. Ich sollte mal aussteigen und das Heimatmuseum ansehen.
Was? Es gibt eine Website Netzwerk der Museen im Rhein-Pfalz-Kreis.
Aber ich habe eine Idee für 2019! Besuchsgeblogge der historischen Museen der drei Kaiserdomstädte, die auch Schum-Städte sind. Egal, jetzt war ich also in der kreisfreien Stadt Speyer.
Natürlich war ich bei den Salier-Köpfen von Wolf Spitzer, betrachtete die Beinlinge Heinrich II in „Des Kaisers letzte Kleider“.
Dann stand noch eine Frage an!

Elysium hauchte Europa


Bei meinem Speyerbesuch zur Blogparade #SalonEuropa berichtete ich ja von diesem seltsamen Kulturamtsmensch. Er hatte behauptet im Historischen Museum befänden sich Artefakte, die bewiesen, dass der Weinbau von Griechischen Siedlern nach Speyer gebracht worden wäre. Hhm. Also durchstreifte ich das Weinmuseum im Haus und dadada, ein Wandtext. Importe von Wein. Das macht mehr Sinn.

Wandtest „2000 Jahre Weinkultur“
Im Historisches Museum der Pfalz / Speyer

Natürlich muss auch Carl Theodor sich breit machen, hier mit einem Fass zur Silberhochzeit.
Dann war’s genug. Ich erwies dem Weltkulturerbe nebenan meine Referenz.

In Speyer feiert der Bischof Weihnachten bis Lichtmess, wie es sich gehört. Dom Worms.

Im Inneren eine Krippe, die jedes Jahr neu gestaltet wird. Nun. Vor dem Kamel plätschert ein Brunnen. Der Hauptakteuer so weit hinten, dass man ihn kaum sieht, der Stern eine Anordnung von LEDS. Ich verkniff mir eine Bemerkung auf Twitter, bin ich Präsident?
Flanieren, ich wollte ja mehr flanieren. Hier zum Rhein. Durch den Domgarten. Auch dort Kunst.
„Fährmann hol‘ über“. Sic! Die Rheinquerung blieb Thema. Eine Skulptur von Günther Zeuner.

Aus der Wiki dazu:
Die Skulpturgruppe Fährmann hol‘ über vom Bildhauer Günther Zeuner befindet sich im Domgarten von Speyer. Sie wurde 1987 erstellt.
Neben der Skulpturgruppe steht eine Tafel, auf der steht: Alte Speyrer Sage: „Des Fährmanns Traum“ vom Dom kommend ziehen die Kaiser über den Rhein, um in grosser Not dem Reich zu helfen. Sie rufen: „Fährmann hol über!“ GESTIFTET 1987 VERKEHRSVEREIN SPEYER E.V. ZEUNER

Diese Kaiser fühlten sich ja durchaus als Nachfolger Valentinians, römische Kaiser, zogen zur Krönung nach Rom, das der spätantike Kaiser nie betreten hatte, er zog ja Trier vor.
Mal sehen, ob ich irgendwann einen vernünftigen Text dazu finde. Andeutungen im Netz weißen auf die Völkerschlacht bei Leipzig hin, wo die Kaiser aus der Speyrer Krypta geholfen hätten. Also ich weiß ja nicht. Heinrich IV als Nothelfer?
Gab viel zu sinnieren. Essen an der Promenade am Rhein, vorher flaniert. Es störte mich nicht, dass das jetzt Helmuth-Kohl-Ufer heißt. Mein inneres Kind fand bald einen anderen Namen. Bimbes-Ufer.
In Guude!