Halt! Die Stimme donnerte in ihren Köpfen! Der uralte Feind ist endlich erwacht, wir wissen jetzt, was vorging, was immer noch vorgeht. Zeigt keinerlei Interesse an Drachen, macht einfach, was reproduktionswillige Paare eurer Gattung so machen. Wir haben keine Zeit für lange Erklärungen. Wir kommen aus einem anderen Universum, in dem der Kampf schon lange zu Ende schien, nur hier hat sich noch eine Schar der Feinde gehalten. So wie wir in eure Mythen als Drachen eingingen, waren sie Einhörner, Elfen, Trolle und strahlende, fahrende Ritter, getarnt. Siegfried war so einer, wie Hagen einer von uns. Fast jedenfalls, natürlich unmythisch anders. Wir müssen erst herausfinden, was genau unsere Artgenossen damals hierher trieb, was geschah. Wir sind so etwas wie Archäologen, die hier gestrandet sind. Wir werden jetzt gehen, aber wir werden Euch aufklären, denn wir brauchen euch!
Und schon verkündete Twitter, wie immer zu erst, von Drachenzügen nicht nur den Rhein entlang, sondern jetzt auch den Jangtse, den Missouri, die Wolga, den Amazonas, den Nil entlang. Ein Drache putzte sich sogar die Algen der Spree auf dem Dach des Kanzleramtes aus dem „Gefieder“, was die Kanzlerin sehr erboste. Mochten die Drachen machen, was sie wollten, aber auf dem Kanzleramt ging das gar nicht und sie zitierte erregt die Chefs der bekannten und unbekannten Dienste zu ihr. Drachen auf dem Kanzleramt, das ging gar nicht. Bestimmt waren das Chinesen, die hatten es doch immer mit Drachen, oder doch chinesische US-Amerikaner. Die Presse feixte, der Bundespräsident sah die Freiheit in Gefahr und forderte den Einsatz der Bundeswehr!
Lisa und Peter sahen sich an, stiegen in Bobenheim-Roxheim aus der S-Bahn, sprachen nicht viel. Erst zu Hause, nach einer Weile, im Bett, aneinander gekuschelt diskutierten sie ihre Angst weg, küssten sich Herzrasen aus den Seelchen und beschlossen zunächst einmal gar nichts zu tun. Was sollten sie auch tun? Sie mussten warten, bis sich die Drachen wieder meldeten oder auch nicht. Und ihr Menschsein forderte sie auch hier und jetzt. Eine gemeinsame Zukunft musste ganz langsam angegangen werden, ungeplant, in die Zeit hinein.