Oberes Mittelrheintal

Die deutsche Kleinstaaterei treibt Blüten. Gibt es nicht Ländertickets bei der Bahn, löblich. Löblich, aber die der Rheinland-Pfalz gilt eben nur dort und in Wiesbaden, um kostengünstig von der Hauptstadt der Rheinland-Pfalz zur Hessisch-Nassauischen Nachbar-Hauptstadt zu gelangen, von der größten Stadt in Rheinland-Pfalz zur zweitgrößten hessischen Stadt.
Um also zu den 45 Burgen des oberen Mittelrheintals, der Welten Erbe zu kommen reite ich den Straßenbahnschimmel von unserem hessischen Kleinstädtchen (die Nummer 24 im Land) zur zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs und weitere 5 Minuten bei gleichen Preisen über den Rhein, mit der Linie 4, wo Werbung hängt für meine Lesung, zur zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz, der Stelzenstadt, die man auf Pfeilern mit dem Auto überqueren kann ohne den Boden zu berühren, als ob alles verboscht-habert wäre, mit Salmiakgeist durchdrungen, zum

hoch gepriesenen Bahnhof Dem Archtiketen-Wunder von 1969, den heute nur noch 4 ICs tangieren, zu was auch, liegt doch der HBF über dem Rhein in Bawü nur 3 Minuten entfernt, den böllschen Bahnhofum gen Norden zu fahren. Zuerst an der Fawwerik vorbei, immer daran erinnert, wo wirklich das Geld verdient wird, bei uns, im deutschen Vaterland, vorwärtshuschend im Panoramawagen der RegioBahn,

bis dann der Streckenplan einer Weinkarte gleicht und bei Osthofen die Reben bis in den Wagen zu wachsen scheinen,

in Mainz schnell weiter zu den Burgen, dorthin wo Deutschland an deutschesten ist, wo die Germania über Rüdesheim thront,

in dessen Weinrausch-Höhlen die Japaner Fähnchen schwenken, dem hessischen Olymp der permanenten touristsichen Weinseeligkeit, vorbei an den Wüsteneien der Landesgartenschau in Bingen, um endlich den Mäuseturm vorbeiziehen zu sehen

und Vater Rhein uns nicht mehr verlässt.

Die hessische Seite des Rheins immer im Blick mit der Rheinland-Pfalz-Karte in diesem Land immer husch-husch, die Eisenbahn, Burg Kaub im Freistaat Flaschenhals,

planschend, neckisch, bis sie am rande thront, endlich, das Ziel, der Weg, des deutschen ewiger Zustand, die Traurigkeit, die ihre Bedeutungslosigkeit im Rhein ertränkt, die Loreley, der Fels in der Brandung, das Tor zu den Festivals.

Bis dann von Burg Katz und Maus bewacht Burg Rheinfels thront.

Die größte der 45 Burgen, vom Frone erbaut mit dem Schweiß und dem Blut der Bauern, damit sich die Herren Kleinstaatsunternehmer befehden konnten, die Katzenellenbogen und Konsorten, die Begründer der teutschen Kleinstaaterei, damit es heute Ländertickets gäbe. Burg Rheinfels über St. Goar und untem im Tale die größte freihängende Kuckucksuhr der Welt.

Zum Kuckuck, lasst uns flüchten, gen Mainz, der römischen Mutter, wo das Johannisfest dräut

und ewig die Fasenacht blüht, Tag für Tag, schon wieder winkt Böll,

kopflos

im Dom,

in der Stadt mit den 3 Kreuzgängen, einer schöner wie der andere

und den blauen Zeiten des Chagall, die Paradiese verheißen in St. Stephan.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert