Zum ersten mal Berlin Hauptbahnhof. Ein menschenverachtendes Gebäude. Riesig, kalt, arrogant. Kein Restaurant, in dem man gemütlich speisen könnte. 3 Ebenen, die Schließfächer in den Parkdecks der Automobile.
Umsteigen im 10 Minuten, für alte Säcke und Cougars die Hölle. Sollen sie doch Auto fahren. 3 Ebenen.
Wer solche Bahnhöfe baut ist noch nie mit 4 Koffern und 2 Kindern zur Oma gefahren, weil Mama im Krankenhaus ist. Sollen sie doch Auto fahren.
Der Blick hinaus auf einen riesigen Platz, ohne Funktion. Nur um die Distanz aufzuzeigen zum dem breitärschigen Kanzleramt, jenseits der Spree, verbunden mit einem Laufsteg nur für die Beamten, Sekretäre und Minister, die Kanzler fliegtschraubt ja vom eigenen Landeplatz, damit die politische Klasse nicht mit gewöhnlichem Volk in Berührung kommt. Denkt an Preußens Herrlichkeit, seht nur die Moltke-Brücke dort drüben.
Immer schön extra bleiben, die PolitdramatikerInnen, schön auf Distanz. Ein großer, großer Platz dazwischen und die Spree, kommt uns ja nicht zu Nahe. Fahrt schön euren Rolltreppchen entlang, fresst von den Burgerdiscountern, kauft, kauft, kauft. Sollen sie doch Auto fahren.
Als ob der Schinkelsche Klassizimus nicht schlimm genug wäre, diesen Bahnhof hätte man den armen Berlinern nicht auch noch zumuten müssen. Ok, das mit dem Schinkel ist meinem minderwertigen Geschmack zuzuordnen, aber den Weinbrenner in Karlsruhe mag ich auch nicht.
In Zukunft werde ich wieder in Spandau aufschlagen und mit der U-Bahn nach Mitte fahren, Halligalli machen, wen interessiert die Kälte dieser politischen Ölite, die in diesem Bahnhof prachtvollst dargestellt wird.
Und doch das Kanzleramt ist auch eine Scheußligkeit. Preußischer Protz, in Oggersheim geboren. Der Sitz zum aussitzen. Christlich demokratisch pfälzisch oder so.
Unser einhelliges Fazit im Zugabteil, von einander völlig Fremden: Und Stuttgart 21 wird noch schlimmer werden. Ok., eine aktive Stuttgarter Wutbürgerin (75) war auch dabei.
Aber natürlich komm ich wieder nach Berlin. Es ist ja nicht überall ohne jeden Trost. :)
Siehe auch meine Bonner Bemerkungen dazu: „Gegenkanzler“.