Gänsehaut und die Army im Wald. Noch.

Eine junge amerikanische Frau, wahrscheinlich latinischer Abkunft, latscht mit einem Gewehr in der Hand und staubbedeckter Uniform, mit fast perfektem Lidschatten und Lippenstift aufgetragen, missmutig durch den Lampertheimer Wald, das Haar zum Pferdeschwanz gebunden, nur notdürftig vom Stahlhelm bedeckt, wahrscheinlich hatte sie das Geländespiel beim Biwak satt, während ich zutiefst zufrieden nach einer feierabendlichen Radtour an den Altrhein nach Hause mit dem Rad nach Hause fahre.

Nein, es herrscht kein Krieg, nein. Dieser Schießplatz um die Ecke exerzierte wohl schon zu Wehrmachtszeiten. Vor einiger Zeit wurde ich an gleicher Stelle, auf dem Weg zu einer Kreismitgliederversammlung von männlichen Kollegen der Dame dort angehalten, mit vorgehaltener Maschinenpistole, bis mich ein Seargent schreiend befreite, excusing, excusing, Sir, Sir, das ist ein ganz normaler Fahrradweg durch den Wald. Eigentlich eine Normalität hier in der Gegend. Die Army und wir.

Meine Tochter hat ihren Mann als Army-Soldat kennengelernt. Wenn ich nach Mannheim fahre, dann fahre ich kilometerlang an Kasernen vorbei, der PX, den Clubs. Ich war selbst Soldat und kenne die Situation an einem Spätsommertag Pfadfinderspiele mit Gewehr tätigen zu müssen. Buisness as usal. Und doch. Da geht eine Kriegerin. Es ist nie weit weg. Um die Ecke. Die netten Leute, die mit der Waffe in der Hand Kriege führen, dort und dort. Ach, ich urteile nicht. Diese einfache Rechnung zwischen Krieger und Frieder ist zu einfach. Befreier, Friedensbewahrer, Imperialist, brutale Killer. Alles durcheinander. Und doch bekomme ich Gänsehaut, immer wenn nicht nur ein Panzer an mir vorbeifährt, ein Heli die Luft verpestet, Jets schneller schallen, sondern schlicht eine Kriegerin mit ihrem Gewehr durch „meinen“ Wald läuft. Das Fragile schlemmt das Chaos. Nichts ist weit weg. Morgen könnte sie in Lybien schießen müssen, oder wo auch immer. Nichts ist so romantisch wie es ist. Nichts. Unser Leben ruht auf Panzerfäusten. Doch, auch wenn wir es nicht wollen, nicht sehen. Mitten im Wald, dort wo die Brombeeren sich rehen und die Förster die Wälder entsäuern und Maikäfer… 2015 sind sie weg die Amis, ich weiß nicht ob mir das gefällt, sie waren immer da, so lange ich lebe. Hhhmm.

Glückspfade

Nein, ich mache jetzt nicht auf Glückskekse. Die Sparkassen Stiftung Starkenburg hatte Uhne Ferz engagiert die Finissage der Kunsttage 2009 zu besingen. Die Idee der Kunstwege finde ich gut, jenseits des Sponsoring, Kunst bei den Menschen und nicht in Museen eingesperrt und dieses Wanderkonzert entlang frischer Werke hat mich angemacht. Da passten Texte von mir, bald 15 Jahre alt, fast schon Klassiker, scheinbar, im Dialekt und doch wollte ich da nochmal hin, gucken, ohne Presse, Bürgermeister und Kassenpräsident, schreiben und ja, da passte so manches. Für mich wenigstens. Ich sprach heute morgen extra mit keinem der Künstler, wollte für mich alleine reflektieren. Hier entlang ….

nu fluic du, vihu minaz, hera!

Also es waren insgesamt 60 km heute, eher eine Rundfahrt. Zunächst unter Umgehung von Laudenbach und Hemsbach (da wohnte ich auch mal), zwei eher uninteressante Dörfer, (äh ja, Stadt) ging es direkt zur Kreishaupstadt Heppenheim. Wer die “Herrlichen Zeiten im Spessart“ gesehen hat (ah Lilo Pulver,ah) oder den Räuber Hotzenplotz mit Fröbe und Meinrad, kennt sich ja bestens aus. Teile davon sind da gedreht. Meinrad sah ich da auch schon bei den Festspielen. Nestroy. Dieses Jahr geben sie Moliere. Nikolaus Schilling spielt schon WIEDER mit. Den Geizigen. Hat wohl der Media-Markt unten in der Ebene gesponsert. (Vorsicht es wird Heppenheimer Wein ausgeschenkt während des Theaters und der ist na ja). Aber Heppenheim selbst ist eine schöne Stadt und ich frage mich, warum ich nicht öfter hingehe, vielleicht weil sie mich dorten dem Wehrdienst verpflichteten?

Dabei ist der Marktplatz samt Altstadt und Kneipen sehr einladend unter der Starkenburg.
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