Tweihnachtsmarkt

Nein, das braucht eigentlich keiner fäuletonistischen Überhebung. Nein, nein. Da trafen sich einfach ein paar Leute, um ein paar Glühwein miteinander zu trinken. Sie schreiben auf Twitter? Ja und? Doch war nett. @beingmenow hatte eingeladen (was heißt schon eingeladen, einen doodle aufgemacht halt) und es kamen @ichhebgleichab @eulenei @ElProgramador @enhesse @ritsch @weinpiraten und @kurzdielyrik.. Nach Trier, an die Westgrenzen der Republik. Nichts weltbewegendes und doch. Twitter, der große Hype, die Software, die Obama ins Präsidentenamt spülte (was natürlich nicht annähernd stimmt) hat 6 Leute zusammen geführt, die (in diesem Kontext gesehen) nichts weiter tun als 140 Zeichen mehr oder minder regelmäßig auf die Server des Anbieters in die Datenbanken zu versenken, aber irgendwann halten sie es nicht aus und all diese Fantasie-Namen wollten ins reale Leben, der Austausch sinnlich nachvollzogen werden, womit das Wort „besinnlich“ durchaus neue Bedeutung erhält.
Gut, das machen die Menschen schon seit sie die Boten den Tigris, den Nil oder den Yang-Tse mit schriftlichen Botschaften entlang jagten, doch, Mosel und Saar kamen erst später dran, doch, Ehre, wem Ehre gebührt, irgendwann mussten sie sich doch besuchen.Und dass dann ein Spassvogel den doodle missbrauchte, ja, siehe oben am Nil.
Natürlich gab es auch schon in den UrZeiten des elektrischen Netzes die UseNet-Treffen, die Foren-Treffen, was weiß ich und schon da konnten nicht alle kommen.
Das Besondere oder doch das unbesondere lag am Ort. Trier. Genau. Und was war Trier jenseits des römischen Erbes sehr lange, bewusst so angelegt? Pilgerstadt zum heiligen Rock. Heute noch. Bewusst so aufgestellt gegen die Sandalen Christi im nahegelegen Prüm. (Nein, ich werde jetzt nichts dazu sagen, kein Reliquien-Bashing heute, Köln hat ja auch die heiligen Drei Könige). Nein, keiner der Tweeties kam deswegen, was niemand daran hinderte im Dom den Altar des Rocks zu fotografieren und live davon zu twittern. Das ist natürlich neu. Das Netz, das Teilen, der Welt sofort offenbaren. Aber ansonsten? Was ist neu? Was unterscheidet letztlich ein Twitter-Treffen von einer Wallfahrt?
Und woher kamen die nicht Einheimischen oder doch Fasteinheimischen? Augsburg, römische Garnsion, fast solange wie Trier, Konstanz, römisch, Viernheim nahe der Civitas Ladenburg, Darmstadt Untertan der ehemals römischen Garnison Mainz. Global? Aber ja. Doch. Und die Reisen waren beschwerlich wie ehedem. 9 Stunden von Trier nach Konstanz. Wegen des germanischen Wetters.
Doch Trier hatte was, schon ein kurzer Blick in die Wikipedia genügt, wer sonst so alles kam, im Laufe der Zeit. Konstantin der Große, klar Kaiser dortselbst (das römische Trier hatte soviele Einwohner, wie heute, na ja, fast) samt ehrwürdiger Mutter St. Helena, die Wikinger (und damit meine ich nicht Wiki im Kino), Attila der Hunne und dann die Franken, unsere Vorfahren.
Ja und jetzt halt die 6 Twitterer.. Wie gesagt, ganz banal das Ganze. Ein paar Glühwein, Gespräche, ein Lächeln, Wurzeln für Freundschaften und Tweets, Tweets, Tweets. Seltsam oder? Seit dieser eiskalten Nacht an der Porta Nigra frage ich mich allerdings: Wie hielten diese Römer das aus in den trierischen Wintern, nur mit diesen Tuniken?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert