Wieder unterwegs ins Leininger Land. Nach Dirmstein fuhr ich mit dem Rad, ich berichtete. Immer noch neigt aber das Wetter hienieden zu Schauern, also wieder die Variante Bus und Bahn. Und da tut sich was, in Rheinland-Pfalz. Flughäfen können sie nicht gut oder Autorennplätze, aber der Rheinland-Pfalz-Takt wirkt, langfristig. Seit dem Fahrplanwechsel sieht man die neuen Fahrzeuge mit dem charakteristischen Rot und den Rauten. Man kommt auch kaum mit, wie die Töchter der alten Tante Bahn denn nun heißen, Süwex, DB Regio Südwest, egal, es funktioniert. Als ich die Strecke das erste mal vor 9 Jahren zum Mundartdichterwettbewerb fuhr, ihr erinnert euch sicherlich :), fuhren da noch die alten knatternden Dieseltriebwagen, die meine Oma immer „Rote Hexe“ nannte. Heute sind die Fahrzeuge chic wie ein TGV. Mit Laufband der folgenden Stationen, z.B.
Aber dieses Mal ging es 10 km weiter ge’n Pfälzer Wald. Was war passiert? Ich twitterte:
Ich war 2016 noch auf keinem Weinfest. #sapperlott
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 30. Juli 2016
Es ergab sich dann in der TL ein heftiger Zuspruch mit Geklonge. Ich demonstriere das hier jetzt nicht, was sollen denn die Leute von uns denken, gell.. fand dann das.
Ha! Burgweinfest! https://t.co/5EtNnZvPMc Morgen? Neuleinigen und Holger war freitag dort… https://t.co/5EtNnZvPMc
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 30. Juli 2016
Also die bekannte Strecke, die vollkommen entschleunigt. Mannheim-Worms / Worms-Monsheim / Monsheim-Grünstadt durch die Wingert, sozusagen. Irgendwie fällt es jedesmal schwer sich vorzustellen, wer das alles trinken soll.
Wein, nix als Wein bei Bockenheim….Der Süwex als Weinfestzug… pic.twitter.com/82l7J4pF5G
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 31. Juli 2016
und dann mit dem Bus nach „Kreuz-Neuleiningen“.
Ich dachte noch, was erzählte die Bahn-App mir, dass es 28 min dauern müsse, ich hatte extra den Fahrer gefragt, wegen der besten Haltestelle. Ich erwartete jetzt da hochgefahren zu werden, aber nein. Als ob der Landkreis Bad Dürkheim zeigen wollte, dass er mehr kann als Wurstmarkt und Weinstraße zogen wir eine Schleife über Hettenleidelsheim etc.
In Hettenleidelheim gibt es eine Festhalle „Gut Heil“ https://t.co/suZ7b1b0jl
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 31. Juli 2016
Gepflegte Korn- und Rübenfelder, am Hang weidende Kühe im Auenland, Pferde.
Auch mal eine Reise wert, der Pfälzer Wald.
Aber, ob ich je wieder zum Wanderer werde?
Auf dem Rückweg schaffte der Bus dann die 7 km in 9 Minuten. Es gibt noch viel zu tun, Rheinland-Pfaz-Takt, wie überall in der Fläche, bis ÖPNV wirklich funktioniert.
Aber dann:
Im Prinzip die gleiche Aussicht, wie in Wachenheim, nur 20 km nördlich. Siehe hier, lebhaft beschrieben, da wollte ich noch Burgenblogger werden…. Ich konnte nach Hause winken.
Für die Operntweeps „Höllenpfad Fidelio“ „Sarastro Lemberger“ in #neuleiningen Weingut Rüttger..✌ pic.twitter.com/xxTQtlFATt
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 31. Juli 2016
Wo die Trauben in den Mund wachsen… #neuleiningen pic.twitter.com/Xhd86krfcf
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 31. Juli 2016
Und das zu den Preisen…
Das sind Tiefpreise für guten Wein. Getestet….
Burgweinfest #neuleiningen #rieslingschorle pic.twitter.com/s2XuqASBHx
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 31. Juli 2016
Aber es ging ja um das Burgweinfest Neuleiningen.
Ah, eine Burg, ein Weinfest. #neuleiningen pic.twitter.com/tpIoPqQgHs
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 31. Juli 2016
Musiker mit Wein- und Dubbegläser #nowplaying Duke’s „Paradise“ #neuleiningen #burgweinfest Acoustik Color und die Sängerin singt barfuß 💝
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 31. Juli 2016
Tanzen unter Windows #burgweinfest #neuleiningen pic.twitter.com/BGhuPa2FqM
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 31. Juli 2016
Es war sehr angenehm, sanfter Pop von Sting bis zu Standards von Duke Ellington. Gekonnt gecovert. Und doch. Irgendetwas nagte. Was? Familien mit netten Kindern, keine rotbackigen, gackernden Ladies, keine Heidewitzka-Rentnerbande, keine grölende Jungmänner-Gang. Und keine interkulturelle Menschen. Ich lachte laut auf. Unsere südeuropäischen, weinaffinen Migranten würde ich so schnell nicht erkennen, die meisten anderen dürfen keinen Alkohol trinken oder entstammen Schnapsgetränkekulturen. Was sollen die auf einem Weinfest? Es fehlten natürlich auch die Biertrinkenden Eliten. Was sollte ich mir einen Kopf machen? Es ist eben ein Weinfest, kein Winzerfest, ich werde auch das noch erleben, spätestens beim Weinlesefest in Neustadt, den Wurstmarkt schenke ich mir.
Ich entspannte mich, wollte keine Welt verbessern, trank auf den Weltfrieden und las die Wikipedia über die Burg Neuleiningen, ich hatte Netz dort oben. Zitat:
Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges allerdings brannten die französischen Truppen im Jahre 1690 die gesamte Anlage nieder.
Das könnte ich fast zu allen Einträgen hier im Blog schreiben.
Der Sonnenkönig Ludwig XIV ließ im Pfälzischen Erbfolgekrieg fast die ganze Umgebung hier systematisch zerstören, vernichten, einschließlich der Kaiserdome in Speyer und Worms, auch diese Burg hier. Zitat aus Wikipedia:
Der Krieg fand anfangs vorwiegend in der Kurpfalz, in großen Teilen Südwestdeutschlands sowie am Niederrhein statt. Als Reaktion auf die vorrückenden Alliierten verwüsteten französische Truppen systematisch die Pfalz und angrenzende Gebiete. Zahlreiche Dörfer, Burgen, Festungen, Kirchen und ganze Städte wie Speyer, Mannheim und Heidelberg wurden in der Pfalz, in Kurtrier und in Württemberg zerstört.
So viel zu den alten europäischen Werten, wie sie dauernd beschworen werden. Mir sind die heutigen lieber, ging es mir durch den Kopf und fürchtete mich ein wenig vor dem gesamteuropäischen populistischen Quasifaschisten überall und Orientalischen Diktatoren, die zu diesem Zeitpunkt in Köln für die Unfreiheit ihrer Untertanen demonstrieren ließen.
Ich hatte eine gut Idee! Zur noch besseren Völkerverständigung werde ich demnächst wieder einmal Flammekuche in Wissembourg verzehren, kann ich mit meinem Kärtchen auch hinfahren.
Ich war es zufrieden so. Das ist alles viel besser. Einfach ohne Grenzkontrolle ins französische Elsass fahren und mit dem unser aller Euro bezahlen. Doch das Elsass hat sich längst entschieden französisch zu sein. Auch gut! Wir haben genügend gemeinsame Probleme in dieser irrsinnig geworden Welt, in der Teile der Mitmenschen uns in Zeiten wie die Louis XIV bomben, alternativen pedigialen Nazi-Bockmist dorthin zurück reden wollen, auch drüben im Elsass die PennerInnen, Burgen als militärische Optionen sind sowas von lächerlich.
Deshalb sollten wir die Ruinen erhalten, als Denkmäler für den inneren und äußeren Frieden. Ich war es zufrieden.
Den Louis darf ich aber verabscheuen, oder? Diesen Typen gönnte ich die Revolution!Allons enfants de la Patrie…., obwohl Napoleon dann wieder in der Pfalz, egal, Quiche essen ist angesagt. Übrigens, das Mannheimer Schloss hat bewusst exakt ein Fenster mehr als Versaille. Kurfürsten vergessen nix. :)
Nach der Riesling- gab es eine Weißherbst-Schorle. Warum trink ich das nicht öfter?
Es war ein sehr entspannter Nachmittag in Neuleiningen und die Route 66 tobte noch eine Weile, vor freundlich schnabulierenden Menschen. Geht doch.