(Eine lyrische Assoziation auf der Heimfahrt dazu gibt es hier.)
Eigentlich hätte ich nur aus dem Fenster gucken müssen um St. Hildegard zu sehen, aber Rüdesheim lockte. Clia Vogel hatte zum „Kultur-Blog-Walk im Rheingau“ eingeladen. Im Nachgang zur Blogparade „Mein Sommer: Zwischen Brotjob, Kultur und Ferien“ Ich schrieb dazu: „Als der Sommer 17 wurde.“
Rüdesheim also. Nicht, wie der Burgenblogger, der die klassische Tour durch die Drosselgasse zur Germania bebloggte, wir wollten den Hildegardweg #blogwandeln.
Zu Fünft waren wir schlussendlich.
Von links oben: Tanja Werle, die Rheingauprinzessin, Uwe von Schirp aka Kultourbunt, Barb Mehrens, die Landschaftsplanerin, Clia Vogel als Mautriart bekannt, und ich, der mikelbower, auch im .de vorhanden. Clia hat uns ja hier näher vorgestellt.
Ich hatte Angst im Vorfeld, weil Hildegard von Bingen ja gerne auf ihr Kochbuch und die Mystik reduziert wird, esoterisch. Dabei war sie eine Powerfrau, mit so vielen Aspekten. Ich mag nicht alles von ihr, aber als historische Person respektiere ich sie sehr. Das war ein beschaulicher Spaziergang, hoch über dem Rhein. Barb hat den Weg entwickelt und beschildert, war also Fachfrau und versorgte uns im Plauderton mit Infos zum Weg, zu Hildegard und Randnotizen zum Wegeplanen und dem dazugehörigen Schilderwald. Faszinierend, wie auch das reguliert ist, in Schland. Es war feucht bis regnerisch, noch hingen die gelben Blätter an den Stöcken, die Vollernter (?) waren gnädig. Der Rhein floss dem Mäuseturm entgegen und den Burgen des Welterbes Mittelrheintal, wobei Rüdesheim schon dazugehört, wie Bingen gegenüber auch. Da war ich ja in diesem Jahr bei den Skulpturen.
Viele Gespräche zu Hildegard, zum Bloggen, zu Social Media, zu Wegen, Steigen, Erkundungen unserer Selbst. Leichter Niesel hinderte uns nicht. Der Regen tropfte auf die Reben. Die Schuhe blieben unbematscht. Ein angenehmes Wandern war das, unaufgeregt, statt dessen anregend. Zu nächst nach Eibingen, dem ursprünglichen Kloster der Hildegard. Die Pfarrkirche,im Rest der Klosteranlage gelegen, beherbergt ihren Schrein. Leider wird dort renoviert und man kann ihn nicht richtig sehen. Dafür der Reliquienschatz der Hildegard, den sie zeitlebens sammelte. Es war eben eine Reliquien hamsternde Zeit. Was immer man heute davon hält. Andererseits wallfahren die Menschen auch immer noch zum Hl. Rock.
Schließlich erreichten wir das Kloster St. Hildegard, ein Neubau des letzten Jahrhunderts, als Wiederbelebung des Eibinger Klosters.
Wir erhielten eine Führung durch Gästehaus, Kirche und ihrem Atelier, von Sr. Christophora Janssen. Eine beeindruckende Frau, bodenständig und doch hochkarätige (meine Wertung) Künstlerin. Sie sagt, dass sie Hildegard willkürlich liest und erst durch die künstlerische Auseinandersetzung mit ihr einen Weg zu ihr findet. Ihr Hildegardweg.
Ihre Figuren stehen überall auf dem Klostergelände, erzählen Geschichten, wirken ganz und gar „unklösterlich“, strahlen aber gerade dadurch Transparenz aus. Schwer zu sagen warum.
Von weitem wirken sie zunächst fast wie Märchenstehlen, aber im Detail sind sie durch und durch sakrale Kunst, auch außerhalb gestellt, in den Weinbergen.
Die Kirche ist gebaut im Stil der „Beuroner Schule“. Seltsame Gefühle beschert sie. Man kommt sich vor, wie in einer alten Basilika, byzantinisch angehaucht und doch ist alles neu. Seltsam. Muss ich mir noch einmal angucken. Neue Wege beschreiten, mit dem Rad im Sommer, über Eltville hinaus. :)
Auf jeden Fall ist sie ein großes Kunstwerk, im Gegensatz zum grässlichen Betonbau in Viernheim, siehe oben.
Ich kaufte noch einen Riesling, von der Winzerschwester im Habit persönlich. Sie produzieren dort oben nur Riesling und Spätburgunder. Sympathisch!
Uwe interviewte als Journalist noch schnell Sr. Christophora, Barb interviewte uns alle und das klingt dann so: Rüdesheimer Hildegardweg.
Doch war nett, das Treffen, der Weg, das Kloster, der Rheingau. Ich winke den anderen Bloggern zu und wie sagt man: „Man liest sich“.