Landfrieden, Burgenblogger Links.

[update: Dieser Artikel ist zur Blogparade: „Die Burgenblogger“ von Babak Zang eingereicht!]
Natürlich googelt man umher, wenn man sich als Burgenblogger bewirbt. Und findet zwei Einträge ganz weit vorn, der Reichweite der Portale geschuldet, Focus und Spiegel Online. Nachdem dpa wohl einen Artikel seinen Kunden spendiert hat, berichten fast alle Gazetten darüber.

Focus macht es ganz kurz unter der Kategorie: „Internet“ . Und natürlich hat dpa den „bekannten Blogger“ Sascha Lobo dazu befragt. Es ist schon erstaunlich, dass man sich in den Newsrooms nie die Zeit zu nehmen scheint, mit zwei oder drei Klicks herauszufinden, dass sich Herr Lobo weder Blogger nennt, sondern auch seit 6/2013 nicht mehr bloggt. Er ist außerdem nicht als Blogger bekannt, spielt in der Szene als solcher keine Rolle. Sei’s d’rum, er ist der bekannte Blogger, ist eh ein, äh, Volk. Wahrscheinlich werden sie ihn auch bald als Internetminister benennen. Glauben sie nicht? Probieren sie es doch einmal aus. https://internetministerium.de

Und dann SpOn. Anja Tiedge glossiert den Artikel der Rhein-Zeitung, der tatsächlich etwas pathetisch daherkommt.
Frau Tiedge stellt sich den Blogger als saufenden Mittelaltermarkt-Besucher vor, ist ja auch ein Blogger und kein Journalist und typisch für die freihanseatische Leicht-Arroganz kann sie sich nicht vorstellen, dass jemand leibhaftige Menschen aus Koblenz oder Rüdesheim kennt, ignorierend, dass sich solchige auch unter ihren Lesern befinden.
Sie fällt auch noch auf eine Zweideutigkeit des Rhein-Zeitungartikels herein. Mittelrheintal heißt es da. Gegoogelt der Raum zwischen Bonn und Bingen, dabei beschreibt der Artikel genau, was gemeint ist: „… zwischen Rüdesheim und Koblenz“. Das Obere Mittelrheintal ist gemeint, das Weltkulturerbe. Nun ja. Spiegel Online halt. Sie können wohl nicht anders.

Natürlich gibt es schon die ersten Ratschläge in bester Konsultanten-Manier. „Ratschläge für einen schlechten Burgenblogger*“ Frei nach dem 10-Hilfen-Blogger-Motto. Auch geschenkt.

Wichtiger der Link zu der Burg. König Rudolf I, der erste Habsburger auf deutschem Thron hat die Burg zerstört, um den Terror der Raubritter zu beenden und um den Landfrieden wiederherzustellen, wie überall im Reich. Die geschleifte Burg durfte zunächst auch nicht wiederaufgebaut werden. Der König als Reichs-Polizist. Die Parallelen zu heutigen Polizei-Aktionen der Weltmacht sind frappierend. Nein, Burgen sind eigentlich nicht romanisch, sie waren militärische Bauten. Umkämpft und belagert. Die Rheinromantik von Hugo bis Schubert ist eine Projektion, wie die Romantik auch Heidelberg verklärte, ohne konkreten Hintergrund. Das waren keine Disney-Atrappen. Nie.

Natürlich der Link zu der Ortschaft, zu der Burg Sooneck gehört. Niederheimbach. Und bereits das Wappen sagt mir etwas. Das Mainzer Rad und der Kurpfälzer Löwe. Viernheim, hier, hat auch das Mainzer Rad im Wappen und war von der Kurpfalz umgängelt, erst im Bergsträßer Rezess wurde das zwischen den Kurfürsten geklärt. Also auch dort das geschichtliche Spannungsfeld der versunkenen Kurstaaten.

Mal sehen, was noch kommt.

2 Gedanken zu „Landfrieden, Burgenblogger Links.“

  1. Danke für die Verlinkung der Burgenblogger-Tipps.

    Die Rheinromantik eine Projektion? Ja gut. Aber eine rückwärtsgewandte des 19. Jahrhunderts.

    Diverse Burgen am Rhein wurden, nachdem sie spätestens seit der Franzosenzeit keine Festungen mehr waren, „im Stil der Romantik“ umgebaut. D.h., was wir heute als „mittelalterliche“ Burgen vorgesetzt bekommen, ist die eigentliche Projektion.

    Wir sehen das Mittelalter am Rhein ständig mit den Augen von romantisierenden Architekten des 19. Jahrhunderts, eine Epoche die wiederum die Disney-Zeichner beeinflusst hat.

    Ein schönes Beispiel am Rhein ist Stolzenfels: http://www.burgerbe.de/2008/05/07/schloss-stolzenfels-preussens-flagge-am-rhein/

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