Dieser Sommer findet bisher immer tageweise statt. Gestern auf einen Schlag +30°. Ich wollte, musste, sollte, hinaus. Mir war nach kühlem Wald nach heißem Ritt. Ich war ja letztes Jahr schon dort, aber die Deiche wurden immer noch saniert. Ich wollte nachsehen. Ein Trip nur im eigenen Bundesland, dem heimatlichen Kreis. Geht bei uns ja nur gen Norden.
Ab unter die Bäume, radeln!
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Stark sinnierend. Erstaunlich flott unterwegs. Durch die Heide, die ja nur durch den kalten Krieg entstand, Panzer hatten den Wald fast tot geübt. Dann durch die Ebene mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung. Nichts außergewöhnliches, meist Spargel. Dann die Gärtnersiedlung in Bürstadt-Boxheimerhof Ich nenne es immer Suppenweg. Möhren, Lauch, Sellerie, Zwiebel, alles am Wegrand und vor allem die Firma Böttcher, Kräuter en Masse, vor allem Schnittlauch. Auf einem Feld wurde geerntet, von Hand und gebündelt, nein, arbeitende Menschen wollte ich nicht knipsen..
Das macht Hunger, eim unglaublicher Duft und Gier nach Salat…Die Welt am Boxheimer Hof..' pic.twitter.com/Mvos4hwjVe
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Wehmut irgendwie, heute ist ja Johannis, die Spargelzeit ist vorbei, wie der Mitsommer. Das Jahr eilt schon wieder dem Herbst entgegen.
Morgen. zu Johannis ist alles vorbei. Spargelwälder am Boxheimer Hof.. pic.twitter.com/XisNQanvfp
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Der Weg durch die fast verlassenen Orte im südhessischen Ried in der Knallsonne, Bobstadt noch und dann Biblis. Die Gurkenstadt. Ewig verdrängt, das AKW. Gleich begrüßt von der Weschnitz.
Im Land der Gurkenkönigin! ICE über Weschnitz… pic.twitter.com/FwVP1wpgrS
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Das wirkt immer wie aus dem Mond gefallen, der ICE in der Landschaft, nicht im lärmenden Bahnhof.
Die Bach, die Bech, weiter flussaufwärts. Ich arbeitete 37 Jahre an ihr, überquerte sie mindestens 2 täglich, da in Weinheim. Nichts natürliches an ihr. Wie ein Strich in die Landschaft gegraben, seit Jahrhunderten. Aber solche Ungeheuer können auch die Römer nicht auf diesem Bächlein transportiert worden sein, wie oft behauptet wird, wenigstens meiner geringen Meinung halber.
(Bild eingebettet aus Wikipedia)
Von Kuebi = Armin Kübelbeck – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3267492
Aber dann der Weg zum AKW. Immer noch seltsam anmutend, auf gänzlicher leerer Straße. Bis ganz hin und dann links vorbei. (Wer mit dem Auto zur Burg Stein will sollte dort parken, ob man das darf? Dann einfach hoch zum Damm und links ab, so 1 km bis zur Brücke.)
Die teuerste Ruine des Kreises heutzutage, abgeschaltet, Lager für den ewigen Atomschrott, nur noch als Rechtsstreit taugend.
Vollbiologischer Landbau am Naturschutzgebiet Biblis! pic.twitter.com/aoGSNFynDC
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Tatsächlich ist die gesamte Umgebung des AKW als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Klingt absurd, ich weiß, absurd wie die gesamte Atomgeschichte, samt Wende.
Dabei ist es schön dort. Zu ihrem Abgang in den Rhein hat man ihr ein wundersames Bettchen gegraben.
Das Auenland an der Weschnitzmündung am Hauptdamm des Rheins…. pic.twitter.com/n4AqN5mzVc
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Ich vesperte und las, lies es mir gut sein, da im Steiner Wald.
Mein Lieblingsweghäusel im Steiner Wald.. pic.twitter.com/iiIR2ulYUy
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Dann ein paar Meter weiter die Burg Stein. Ursprünglich einer der rechtsrheinischen Schutzhäfen der Römer wider diese garstigen Barbaren, ja, auch die Franken, meine Vorfahren, die sich dann doch irgendwann das Land nahmen. Nicht migrierten, gell, mit dem Schwert in der Hand die keltisch-römische Kultur zerstörend, das was damals das Abendland war, ich höre ja schon auf.
Die Römer mal wieder. Burg Stein… pic.twitter.com/3R7KIromRl
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Die rechtsrheinische Wacht am Rhein..' pic.twitter.com/FsiQRQErds
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
So ist das also in Biblis mit den alten und ganz neuen Ruinen am Rhein. Pardon, Biblis-Nordheim.
Dann noch am Damm entlang hinunter an den Rhein. „Zur Fähre“ heißt die Kneipe. (Merke! Der Kreis Bergstraße besteht eben nicht nur aus Odenwald. Hier beginnt der Rhein sein hessische Abenteuer bis hinauf nach Rüdesheim.
Hochwasser an Rad mit braunem Sattel. Kurz vor dem Weschnitz-Rhein-Delta pic.twitter.com/NvsFHCZ14K
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Hochwasser-Radler an Rheinkilometer 451…Es herrscht reger Schiffsverkehr. Aktueller Pegel 498. pic.twitter.com/RJNBg7PC7X
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Dann nach Hause, via Nordheim, Hofheim
Auch hier ließ der Wormser Bischof den Balthasr Neumann ein Plänchen für die Kirche anfertigen. Lampertheim-Hofheim. pic.twitter.com/tTOlrzIGBZ
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Aber das hatte ich ja schon hier erzählt.
Mitten im Wald dann ein Anruf: „Geht es dir gut?“ Ich hatte nix mit bekommen. Geiselnahme in Viernheim. Kein Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Absurdistan. Das Gefühl, dass alles nur noch absurd ist. Durch unser Städtchen geradelt, alles ganz gewöhnlich und doch war da ein Mensch erschossen worden. Die Tage werden es noch zeigen, was das denn war. Der Brexit drohte auch. Trump geistert. Absurd, absurd, absurd. Mein Wunsch nach Dada wird übermächtig. Ich werde die Tage das Zeug wirklich schreiben. Der geistigen Gesundheit geschuldet.
Schon gruselig, dieses Hubschraubergeräusch..
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Egal, mein Leben geht weiter, was soll ich auch machen. Ich wusste nicht, ob die 5 fuhr (Die Straßenbahn führt ja direkt am Kino vorbei). Also noch einmal aufs Rad, diese Mal dem Häusermeer entgegen. Theater.
Brechtlieder, unperfekt mit Herz #hachz und das Schiff mit 8 Segeln. @NtheaterMa pic.twitter.com/XFlqJMWbdB
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Absurd? Absurd! Ich bin so absurd, wie die Welt. Vor dem Heimweg noch ein Bier am Fluss, dem großen Nebenfluss, nicht der Weschnitz, 20 Rheinkilometer weiter südlich.
Gierig den Sommer atmen… pic.twitter.com/qUz2kzzHkh
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Und zum Abschied der Blick, hinüber zur BASF, die hoffentlich nie Ruine wird, die tickt vielleicht länger, als die Atom-Eier, den Rhein aufwärts..
The Town, that never sleeps. Grüße an die Nachtschicht, drüben in die Fawwerik… pic.twitter.com/O2qcK0CmpF
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 23. Juni 2016
Bald ist wieder Europameisterschaft, wo das Absurdistan siegen wird, egal welches.