Wo der Porree tanzt und leere Bunker gähnen

Langsam wird es wieder besser mit meiner Beweglichkeit und zum ersten mal nahm ich mir wieder 15 km einfach mit dem Rad vor. Ich wollte den Pfingstrosengarten in Lorsch sehen. Nicht nur für die #Garteneinsichten, auch ganz alleine für mich. Aber ich war erwartungsgemäß zu spät dran. Die Hitze, ihr wisst schon.


Ich schrieb das schon 2017, da war ich zu früh dran.
Seit 2014 gibt es hier einen Pfingstrosengarten. Übrigens geht das auch auf das Medizinbuch zurück! Die Päonien wurden zunächst als Heilpflanze angebaut. Dieses Jahr blühten noch nicht alle Pfingstrosen, aber viele! Die Lollipop auch noch nicht. Sehr seltsame Namen tragen die Pflanzen, manchmal. :)
Ich erstelle hier einfach eine Gallerie für Euch. Es war mir ein Vergnügen!

Das mit der Anfahrt und den Bunkern schreibe ich später, nach dem Blümchenteil.

Unterwegs bereits beschloss ich den Besuch des Freilichtlabors Lauresham zu verschieben. Gehört mit zum Weltkulturerbe. Ich wollte dieses mal erfahren, was es über die Erforschung der Pflanzen zu erzählen gibt, aus dem Lorscher Arzneibuch.Das ist jetzt auch UNESCO-Weltdokumentenerbe. Die Weltkultur stark ist in Lorsch und Bamberg.
Da warte ich, bis ich endlich doppelt geimpft bin. Ist ja nicht mehr lange hin.

Das war auch 2017:

Hochbeete mit Gewürzen & Co. Man fragt, was von den Karl’schen Vorgaben tatsächlich hier wuchs oder galten manche Pflanzen nur für die südlichen Reichsteile?

Blieb für heute der Klostergarten. Ein mytischer Ort inzwischen, aber (mea culpa) ich war müde, hungrig und der alkfreie Weizenbier-Radler lockte. Tatsächlich war die Außengastronomie offen. Ich beguckte den Garten insgesamt, freute mich am Ganzen, aber diese kleinen Küchen- und Arzneipflanzen zu knipsen und vor Ort zu wikipedieren war mir zu viel. Als Naturforschngs-Blogger bin ich eine glatte Niete. Binde ich hier die SocialMedias ein.

Oh ja, das ist Porree, wenn man ihn wachsen lässt. Kann man dann nicht mehr essen. Es ist erstaunlich, was Nutzpflanzen als Pflanzen produzieren. Kartoffel zum Beispiel.


Nach der Blüte wachsen da die Kartoffelbeeren. Sind giftig.
Oder Spargel, viele kennen das nicht, das hat nix mehr mit dem Wurzelgemüse zu tun. Man sieht die Spargelbeeren, die sind auch giftig.


Auch der Kleinkram


Doch.
Kommen wir zur Anfahrt. Es war heiß und ich wollte den Teil bis Hüttenfeld durch den Wald fahren. Diese Mücken und Konsorten umschwirrten mich, das werde ich mir demnächst wieder sparen. Radfahren auf einsamen Wegen ist für mich auch sinnieren. Ich sinnierte weiter über meinen letzten Blogpost.

Die Legio XXII und #garteneinsichten

Römer, Historisches. Hhm. Wann ist etwas Historisch? Ok. Ich peile gerade ein Artefakt aus der Karolinger-Zeit an. Ein Liebling von Karl dem Großen. Am Ende des Waldweges käme ich links ab nach Worms. Literarisch gefeiert im Nibelungenlied, in dessen einer Abschrift übrigens auch Lorsch vorkommt. Dieses Jahr feiern sie in der Drachenstadt die 500.ste Nicht-Widersagung des Martin Luther. Wahrhaftig ein Knotenpunkt in der Geschichte. Stellt Euch vor der Reichstag wäre wegen Pandemie ausgefallen und sie hätten den Luther irgendwie beiseite geschafft oder am Ende zum Papst gewählt. Keine Reformation, keine Lutherbibel, Gutenberg im nahen Mainz insolvent. Keine Evangelikalen in den USA…

Im Wald hier ein Bauwerk.


Im Museum ein großes Plakat einer Friedensinitiative, die gegen das damals umzäumte Lager protestierte, man vermutete Giftgas. Ok. Das kam nicht unerwartet für mich. Im Gegenteil. Ich wollte da auch etwas literarisieren. Aber es war viel zu kalt.

Weg, alle weg


Cool, oder? Ja, die Bunker sind auch historisch. Zeugnisse für die Weltkriege und den beendeten kalten Krieg.


Verbindung zu Youtube erst nach dem Klick.

Komisch, ich dachte da an die Menschen in Thüringen, die jetzt zurecht lieber #Gartenansichten feiern und da bestimmt nicht mehr den kapitalistischen Imperialismus verteufeln, der hier Bomben oder gar Giftgas hortete. Eine tolle Ausstellung der Burgposterstein war auch online „Landschaft nach der Wismut.“ Passt dazu hier.
Aber rein Literarisch hat diese Bunker Bernhard Schlink, der Vorleser, verarbeitet. Vor diesem Welterfolg schrieb er drei Krimis um den ehemaligen Nazi-Staatsanwalt Selb, dessen mittlerer „Selbs Betrug“ genau hier spielt. In Viernheim und um diese Bunker herum, wo eine Art Spät-RAF einen Anschlag verübt. Kann man lesen. Doch. Obwohl einiges nicht so exakt recherchiert war. Aber es ist ja Literatur.

Ob wirklich Giftgas hier lag weiß zumindest ich nicht. Was ich ansonsten von dem Ort weiß hat hier nichts zu suchen. Und es ging ja um Gärten. :)

Hhm, also literarisch veredelt, ein paar könnte man stehen lassen. Als Mahnmal für diesen kalten und alle heiße Kriege.

2 Gedanken zu „Wo der Porree tanzt und leere Bunker gähnen“

  1. Ich mag deinen Blogpost-Stil, ein richtiger Gedankenspaziergang vom Garten zum Mittelalter, zum Luther, zum Bunker und zurück zum Garten. Vielen Dank für die Einblicke aus eurer Region! Da gibt es so viel zu entdecken!
    Viele Grüße aus Thüringen!
    Marlene

  2. ich mag die reiseberichte auch, alldieweil und insbesondere ich vieles nicht kenne. macht er echt gut, mein großer bruder!

    grüße aus bayerisch schwaben

    johann

Schreibe einen Kommentar zu johann bauer Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert