Ave Aschaffenburg!

tl;dr Ich war in Aschaffenburg, besuchte die Parks und mir gefiel es. Leichtes geschichtsphilosophisches (populärunwissenschaftlich) Gedankenwirren.
Schautafel der Stadt Aschaffenburg für ihre Parks.."AB ins Grüne"
Schautafel der Stadt Aschaffenburg für ihre Parks..“AB ins Grüne“

Wo sonst in Städten die Tafeln zu den ÖPNV-Liniennetzen hängen, zeigt die Stadt Aschaffenburg die Wege zu ihren Parks. Zwei davon half Herr Sckell mitgestalten. Seit der Aktion #lustwandeln (Storify) bin ich ja auf der Jagd nach den Gärten, die er anlegte. Erst die kleinen, ganz in der Umgebung, dann etwas weiter, alles noch im Rahmen unseres VRN. Man kann das hier mitverfolgen. Aschaffenburg stand schon lange auf der Liste, aber irgendwie schob ich das immer hinaus. Dagmar bloggte im Mai über das Pompejanum. Meine Neugier war noch weiter geschürt, davon hatte ich noch nie etwas gehört.

Wegzeichen des
Wegzeichen des

Also, nix wie hin. Schließlich gehört es auch zur Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main, wie unser Kreis auch. 1:35 mit der Bimmelbahn via Weinheim und Darmstadt. Also so weit ist es nun auch nicht. Wieder eine 3 Länderreise. Hessen, BaWü, Bayern. Man spricht hier auch eine spezielle Form des Rheinfränkischen, wie wir auch und Frankfurt liegt näher als Würzburg. Ich wollte dieses mal wirklich nur die Parks erwandern, keine Museen, keine Kirchen besuchen und wirklich, ich sah nicht alles in den Parks. Die Fasanerie gar nicht. Ich hatte mir eine Route zurecht gelegt. Gleich nach dem Hauptbahnhof, ein kurzes Stück durch die Fußgängerzone (die mir auch erkundenswert scheint) „Schöntal“ Ich protokollierte auf Twitter. Ich mag das langsam sehr für dieses Blog, es nimmt die Stimmung mit, notiert im Hintergrund quasi auch die Gedanken..

 

 


Ein kleiner Park, anheimelnd und vor allem genutzt. Radfahrer, Rollatoren, Einkäufer, Jogger, Flaneure, wie mich. Man merkt die Handschrift Sckells. Das letzte Bild zeigt eine reale Ruine als Staffage, ein ehemaliges Beginenklosters. Beginen kannte ich eigentlich nur aus Köln. Ein Ort zum entschleunigen, zum atmen und doch mitten in der Stadt.
Und dann weiter, wieder nur ein Paar Schritte das:


Eine Dame, mit der ich später wandelnd nette Gespräche führte, korrigierte mich später per Mail. Ich war sowas von verblüfft. Crossmedial Oldscool zu Social Media. Und ich korrigierte:


Wer weiß schon genau, welchem Herren unsere leibeigenen Vorfahren gerade wieder zu dienen hatten. Dieses ewige Gezanke zwischen Kurpfalz und Kurmainz, den ganzen Rhein hoch und runter, am perversesten in der Geschichte Weinheims nachzulesen. Die waren lange beiden Herren zu Diensten. Das Problem hatten die Aschaffenburger nicht. Sie waren der Zeitwohnsitz des Archicancellarius per Germaniam, wenn es ihm in Mainz langweilig wurde. Meenz, das halt Meenz war, schon sintemals. Sie wurden sogar mit ihm zum Fürstentum Aschaffenburg. Eine wirre Zeit. Ich veralberte den Karl Theodor von Dalberg übrigens mit seinem Intendantenbruder Wolfgang Heribert in meinem „Schillercode (PDF)“ Eine viel zuwenig beachtete Familie. Ihr Stammhaus hat übrigens auch einen Garten von Sckell.
Aber das mit dem Protzbau stimmt. Genau dieser Eindruck sollte entstehen und weithin verkündet werden. Macht! Hier herrsche ich, Erzkanzler für Germanien, Kardinal, seit dem Brandenburg nicht mehr, Kurfürst. Aber tröstet euch, da hat sich nicht viel geändert, seit damals, Protzbauten am Main 50 km flussabwärts.

Geballte Macht am Main. Bankfurt vom Holbeinsteg aus geknipst.
Geballte Macht am Main. Bankfurt vom Holbeinsteg aus geknipst. Die vereinigten Bembeltowers.

Keine Sorge, ich mag Frankfurt sehr, ich kam da gerade aus dem Städel. 


Eine Dokumentation des Kulturamtes Aschaffenburg zu 400 Jahre Schloss Aschaffenburg kann man hier abrufen!
Dann für mich die Überraschung: Der Schlossgarten. Vielleicht lag es an diesem Augustwetter und dem Licht, das dann alles weicher macht, strahlender. Kein englischer Garten, sondern: „Moi Ascherbersch, entdecke den Süden“ Der geglückte Versuch durch einen Nachbau eines „Pompejanischen Hauses“ im Anschluss an diesen düsteren Machttempel der Burg heiteren Südland-Charme zu verbreiten. Ich habe das Pompejanum nicht angesehen, nur diesen Garten genossen. Natürlich ist das nicht authentisch, leicht bemüht, aber es wirkt. Die teutonische Seele labt sich.

 

Geben wir es doch zu, es wirkt auf uns. Jedes Straßencafé setzt auf blumenküblige Palmen, jeder Pfälzer Winzer hat den Hof auf Toskana getrimmt, vor der Vinothek! In Heidelberg stehen sie auch winterlich umher..

Der Zeitgenosse des Herrn Sckell war auch dort, wo die Zitronen blühen


Es war schön dort im Schlossgarten.

Schlossgarten Aschaffenburg Terasse
Schlossgarten Aschaffenburg Terasse

Ich hätte stundenlang unten am Mainufer sitzen können, den Möven zuschauen, zur Burg hochblinzeln und dem Treiben der Schiffe.

Schiffe auf dem Main in Aschaffenburg
Schiffe auf dem Main in Aschaffenburg

Aber ich wollte ja noch Park Schönbusch sehen.
Eine Allee brachte mich hin, wo ich auch jene Dame traf, ihr erinnert euch. Weiter #lustparken


Ein Youtubevideo gibt es hier.
Ein riesiger Park….

1778 "Das Idealbild ländlicher Zufriedenheit" Park Schönbusch Aschaffenburg
1788 „Das Idealbild ländlicher Zufriedenheit“ Park Schönbusch Aschaffenburg

1788. Hhhm. Um den Weiler der Königin in Versailles nachzuahmen.

Die Wacht, ein Staffagedörfchen im Park Schönbusch
Die Wacht, ein Staffagedörfchen im Park Schönbusch

Marie Antoinette hat es den Kopf gekostet. Die deutschen Leibeigenen waren braver, wurden von jenem Dalberg erst daraus entlassen, immerhin. Eine irre Zeit. Eine Revolution zerbricht die alte Ordnung in Europa. Ich finde es immer wieder anregend Geschichte an Hand dieser Parks mit zu „erfühlen“


Mit Sichtverbindung zum Schloss Johannisburg.

Vor Schlösschen Schönbusch-Sichtverbindung zum Schloss Johannisburg
Vor Schlösschen Schönbusch-Sichtverbindung zum Schloss Johannisburg

Jenseits der Geschichte ein toller Park, auch hier ein radfahren, picknicken, schlendern, Boot fahren. Alte, Junge, Interkulturelle, Geflüchtete, Alteingesessene. Ein riesiger Park, zugänglich für alle und der genutzt wird. Als ich ging wurde es voller, die Leute nahmen ihren Park in Beschlag, keine Touristen, das waren Aschaffenburger. Der blanke Neid könnte einem erfassen. Ein Park zum „benutzen“, kein Eintritt, von klassischer Schönheit. Kein französischer Garten, wo die Damen die Reifröcke über Kiesel schleifen. Da wurde geritten und Fasanen gejagt, denke ich ‚mal. Konnte was der Herr Sckell. Ich werde wiederkommen. Im Winter vielleicht, die Museen und Basiliken bewundern und irgendwann mit dem Rad, auch die Fasanerie durchstreifen. Aber ich war platt, wollte nach Haus. Ach die Gastronomie im Selbstbedienungsteil ist vorzüglich. Schnell, gut und seiner Preise wert.

Zum Abschluss noch eine Beitrag für die #pantwitterspiele aus Aschaffenburg!


Für den es auch noch den Twittervogel gab…


Aber das ist eine andere Geschichte, hier nachzulesen….

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