Was eigentlich treibt uns an Ruinen zu erhalten? Einer der Vorgängerstaaten dieser unserer Republik hatte das sogar in seine Hymne geschrieben, dass man daraus erstanden sei.
Sie erklang während olympischer Spiele 192 Mal. Z.B.
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Burgruinen meine ich hier natürlich. Heidelberg z.B.
Das Schloss. 192m ü.N. Platz 4 den unter den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands.
Mit der Bergbahn dort kann man hoch zum Königstuhl (552 m ü.N.) fahren, oder mit dem Bus. Der gleiche Berg, ein paar Höhenmeter aufwärts. Dort verkommt seit Jahren das Berghotel. War mal eine Top-Adresse.

Ein unmöglicher Zustand. Natürlich. Soll ja auch geändert werden, nur wann?
Was daran stört uns da? Man könnte ja auch warten, oder es künstlich zur Ruine werden lassen!
Oft genug ließt man ja auch bei Besuchen: Zerstört im 2. Weltkrieg und wiederaufgebaut (Sic), siehe oben. Wir bauen sogar Ruinen wieder als Ruinen auf. Eine Googleabfrage ergibt eine Trefferquote von 3.110.000 Einträgen.

Die Bildabfrage im Screenshot dazu:
Damit kein Missverständnis aufkommt: Wir haben diesen Krieg angefangen, tragen Schuld. Ich möchte nicht über den Sinn des Luftkrieges, den Sinn von Krieg hier philosophieren. Krieg hat keinen Sinn.
Diese Bilder verdrängen wir gerne, wollen nicht daran erinnert werden. Als Kind kannte ich noch den Begriff „Bombenloch“, wenn man durch Mannheim stapfte, das dauerte bis in die 60iger Jahre hinein, bis diese Zeit visuell-vordergründig verschwunden war. Aber dennoch, wer eine größere deutsche Stadt besucht, sieht nie das, was einmal war wirklich, von Ausnahmen wie Heidelberg abgesehen. Wir haben in einem „totalen Krieg“, der auch ein Raubzug war, nicht nur größtmögliche Barbarei begannen, Völker gemordet, unsere Künstler vertrieben, die Kunst wegradiert und unser architektonisches Erbe zerbombt. Fast nichts mehr erinnert mehr daran.
Wobei aber Burgen auch Kriegseinrichtungen waren, belagert wurden, nicht zerbombt, einstmals, sonder geschleift. Ein schönes Wort, gell? Warum bewahren wir uns solche alten Gemäuer auf, hegen und pflegen sie, besuchen sie? Ich bin keinesfalls dafür sie abzureißen , nein, nein. Aber warum romantisieren wir sie, machen Ritterspiele, die doch auch Gewalt darstellen. Ja, ja, ist ja nur ein Spiel.

Warum?
Als ich noch Burgenblogger (SIC) werden wollte, übte ich via Weinheim und schrieb dort dies:

Ich kann nicht über Weinheim mit seinen zwei Burgen bloggen, ohne dass dies eine mittlere Autobiographie würde, so um die 1000 Normseiten. Ja gut, ein wenig hab ich ja schon geschrieben über das Milliardendorf Weinheim:) Ich habe heute Morgen schon 4 Entwürfe dorthin geschickt, wohin gelöschte Dateien gehen. Die zwei Burgen waren immer da. 37 Jahre lang hingen sie bildlich gesprochen über meinen Arbeitsplätzen. Morgens im Nebel, abends im Scheinwerferlicht, nachts dunkel, oft mit dem Mond streitend. Höre ich das Wort Stadt, dann blitzt Mannheim auf, bei Fluss ist es der Neckar, bei Bach die Weschnitz und bei Burg die Windeck.
Es gibt ja auch die Mittelaltermärkte, all die Verklärung alter Zeiten, die bestimmt nicht ganz so toll war. Leibeigener wäre ich nicht so gerne.
Die Burgen sehen natürlich sehr gut aus, wie sie da im Wasser stehen oder auf Bergen umherlümmeln. Schön gepflegt, mit Biergarten und Hochzeitslokalität. Ich mag sie. Nur ein wenig Erinnerungskultur an die Barbareien würde ich mir wünschen. Mehr als ein bescheidenes „Zerstört durch französische Truppen 1642“. Es waren sowieso Söldner., aus aller Herren Länder. Etwas mehr Distanz zu der „Adelskultur“, das Leben der Normalos berücksichtigen, die Unsummen, die gerade Schlösser kosteten und wer das wie bezahlen musste.
Die Herren pflegten in ihren Parks sogar Staffage, um nicht mit dem echten Volk hantieren zu müssen.
In Schwetzingen gibt es gar eine „Ruine“ als romantische Staffage..
Die Könign der Nacht auf der Stockflöte…das ist so gut… #schwetzingen #mozpark pic.twitter.com/0l1iMUdUW1
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 17. Juli 2016
Und wir nutzen sie…Doch das war schön…
Viel Volk unterwegs im #mozpark #schwetzingen pic.twitter.com/glOqRDxvEj
— Michael [mikel Bauer (@mikelbower) 17. Juli 2016
Weltkriegsruinen gibt es ja so gut wie keine mehr. Mir ist eigentlich nur die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche bewusst. Angesichts der Ansinnen der Neunazis und besorgten Gesellen heutzutage, die auch anfangen die Kultur wieder beschneiden zu wollen, lügenpressen und geschichtsklittern, die Vergessen pflegen, sollte das Ruinenland Deutschland als Mahnmal öffentlich wirksamer sein. Und wenn es nur Bildtafeln wären, an allen restaurierten Gebäuden mit dem Satz: „So sah es hier 1945 aus“.
Waren nur so ein paar Gedanken. Passen nicht in die Landschaft. Lesen sich so triefnäsig. Ich weiß, ich hör‘ ja schon auf.. Aber vielleicht… Genau! Natürlich sollen wir all die schönen Dinge nutzen, benutzen, kulturell ausnutzen, aber nicht so tun, als wäre die Welt nur Staffage. Als wäre nichts geschehen.
Manchmal denke ich dieser Lennon war gar nicht so verkehrt..
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Es gibt immer noch Bombenlöcher: im Rheinauer Wald. Nur erkennt die keiner mehr, so schön grün und zugewuchert.
Zugewuchert! Genau… Muss ich mal genau hingucken!