Tannenbaum geht nach New York

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Ich war in der Kunsthalle Mannheim und auf dem Weihnachtsmarkt davor. Im Rahmen meiner Reihe „Museum und Weihnachtsmarkt
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Was so schön zum Weihnachtsmarkt zu passen scheint, draußen vor der Kunsthalle Mannheim, witzig anzusehen, hat einen bitter ernsten Hintergrund. Hängt im Jugendstil-Bau der Kunsthalle.

Beckmanns „Tannenbaum geht nach New York“ in der Ausstellung:
(Wieder-)Entdecken – Die Kunsthalle Mannheim 1933 bis 1945 und die Folgen. Klick ins Bild zur Online-Sammlung.

Einmal mehr starte ich mein Format „Museum und Weihnachtsmarkt“. Dieses Mal auf den Spuren von Ernst Ludwig Kirchner, dabei fing das alles ganz anders an. Désirée Wickler postete auf Instagram ihre neueste Kunst. Zur Sammelaustellung „BeHausung“ im Künstlerforum Bonn. Seit ich in einem ihrer Künstlerbücher mit Texten vertreten war, sehen wir uns regelmäßig, meist zur Minipressen-Messe.

Ich habe Lust auf Bonn, hatte ich doch das Künstlerforum auch schon beschmust.


Ja und die Bundeskunsthalle in der Bundesstadt zeigt Kirchner. Fahre ich am 16.12. hin. Auch die Damen treffen. Ein Besuch der Aschaffenburger Museen steht auch noch aus. Mein Bericht zu den Parks steht ja hier im Blog. Der Weihnachtsmarkt vor dem Schloss ist bestimmt auch stimmig. Aschaffenburg ist die Geburtsstadt Kirchners
Natürlich hat die Kunsthalle Mannheim auch „Kirchner“ herumhängen, schön kuratiert. Ich begann also da. Letztes Jahr war ich noch in der leeren Kunsthalle.

Kubus zum Quadrat #kuma_bepart


Ich will jetzt nicht noch mehr Lobpreisungen dieses Hectorbaus hier loswerden.
Im Hauptblog tat ich das ja schon ausreichend. Inzwischen ist mir die Kunsthalle, dank Jahreskarte, vertraut geworden, ich bin oft dort, im Sommer auch gerne davor im Freisitz des Luxx.

Stellungen

Kunst, Dubbe und das Recht

#kunstwandeln in Kuma.art

Das Beckmannbild, oben, kannte ich und wollte es als Teaser nutzen. Mach‘ ich jetzt auch. Aber so ganz ohne Beschreibung geht das nicht. Auf der Suche nach Kirchner fand ich das Bild dann. Ich nutze in der Kunsthalle gerne und oft die App, funktioniert auch zu Hause. Ich las:

Screenshot der Kunsthallenapp zu Beckmann und Tannenbaum.

Kunst in Museen aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts kommt nie an den Schandtaten der Scheißnazis vorbei. Leider gibt es die Tendenzen gerade wieder. Wir müssen aufpassen.
Auch Kirchner ist natürlich betroffen.
Touchscreen in der Kunsthalle Mannheim zu Werken, die als „entartet“ konfiziert wurden.

Die vorhandenen Werke einer Provinienz-Prüfung unterzogen.
Provinienz-Prüfung in der Kunsthalle Mannheim.

Das ist unschön, die Bilder wirken in der Umgebung nicht, aber es ist bitter notwendig. In Frankfurt erlebte ich ein Meetup zu den Raubzügen der Nazis und ja, auch der Bevölkerung.
In der Online-Sammlung der Kunsthalle sind noch mehr „Kirchners“ zu sehen. Und eine Online-Sammlung ist auch ein Museumsbesuch. Für Euch gefunden: Hier. Sie hängen nicht alle gerade aktuell.
Ich bin gespannt, was ich in Bonn zu sehen bekomme.
Mit der augenblicklichen Großausstellung „Konstruktion der Welt“ werde ich nicht warm. Das ist interessant, aber es berührt mich nicht. Ich warte auf die begleitende Ausstellung „Mannheim wächst. Bilder einer Industriestadt.“ Kommt am Mittwoch. Die Jahreskarte lacht. Ab März dann „Henri Laurens – Wellentöchter“. Endlich wieder Skulpturen, auch die hauseigenen. Im September dann „Inspiration Matisse“. Ha, das kann ich dann mit der Städel-Ausstellung vergleichen. Ob sie dabei auch Purrmann aus Speyer zeigen?
Wie immer, gerade im Dunkeln sind zwischen den Künsten die Ausblicke aus der Halle grandios. Dieses mal lockte der Weihnachtsmarkt.
Spiegel-Selfie mit Blick auf den Wasserturm aus der Kunsthalle heraus.

Ich trank meinen üblichen Bio-Weißglühwein, der ist verträglicher, weil nicht bapp-süß und nicht aus dem Tetra-Pack eines Discounters. Aus der Rieslingtraube, steht da am Häuschen).

Auf meinem Weg zum Weihnachtsmarkt für das Kunsthandwerk auf den Kapuzinerplanken dachte ich über Weihnachtsmärkte nach. die eigentlich bescheuert sind, sinnlos, oder doch nicht? Die Rückeroberung des öffentlichen Raums durch das gewöhnliche Volk? Ich überlegte, wie man all dieses Volk auch in die Kunstoasen lenken könnte. Gehört ja allen! Hhhm. Warum haben die Kunsttempel, ganz nahe am großen Weihnachtsmarkt, dort keinen Stand? Nach dem Motto: Auch zur Weihnachtszeit sind wir da, wie immer. Von Euch für Euch. Na, Nationaltheater mit Hänsel und Gretel und dem Aschenputtel, Rosengarten, Kunsthalle wär‘ das nix? Flyer, Plakate umsonst und Kartenverlosung? Auch das gewöhnliche, glühweinende Volk hat euch bezahlt! Lockt doch mal. Glühwein-Kunstvermittlung! Ha!
Weihnachtsmarkt Kapuzinerplanken.